Neben den motorischen Auffälligkeiten weisen ALS-Patienten auch charakteristische Veränderungen im Kognitions- und Verhaltensbereich auf. So können beispielsweise unabhängig von der motorischen Einschränkung der Patienten Schwierigkeiten bei der Sprachzuordnung (Benennen, Zuordnen von Sprache zu Bildern), der Sprachflüssigkeit (verbale Fluenz) oder auch weiterer exekutiver Funktionen (z.B. Theory of Mind) auftreten.
Bei einem geringen Teil der Patienten sind Auffälligkeiten im Sinne einer voll ausgeprägten frontotemporalen Demenz (FTD bei 10-15% der ALS-Patienten) vorhanden. Bei weniger stark ausgeprägten Kognitions- und Verhaltensveränderungen blieben diese in Ermangelung eines geeigneten Messinstruments bislang häufig unentdeckt.
Mit dem ECAS steht nun ein schnelles und einfach durchzuführendes Kurz-Screening-Verfahren zur Verfügung, das sowohl in der Klinik als auch im ambulanten Bereich Einsatz finden kann. Mit Hilfe des psychometrischen Verfahrens ECAS sollen kognitive Defizite bei ALS-Patienten erkannt, der Grad der Beeinträchtigung durch die kognitiven/behavioralen Veränderungen erfasst und die ALS-spezifischen mentalen Beeinträchtigungen von denen anderer Erkrankungen differenziert werden.
Er ist darauf ausgelegt, bis zu einem gewissen Grad unabhängig von den motorischen Einschränkungen des Patienten (z.B. Dysarthrie) ausgeführt werden zu können, da er sowohl in schriftlicher als auch mündlicher Form standardisiert durchgeführt werden kann.
Den jüngsten Studien zufolge sind ungefähr 22% der ALS-Patienten im ECAS-Total-Score, 21% im ALS-spezifischen und 15% im ALS-unspezifischen Score auffällig . Sowohl im ECAS-Total-Score als auch im ALS-spezifischen Score unterscheiden sich gesunde Kontrollen von ALS-Patienten signifikant und demnach in den Subfuktionen Sprache, Sprachfluss und exekutive Funktionen.
Der ECAS wurde bereits an großen Stichproben (allein in Ulm in N>450 ALS-Patienten) eingesetzt. Augrund der guten Einsetzbarkeit und der starken Aussagekraft bezüglich ALS-spezifischer Einschränkungen und der Abgrenzung von anderen Pathologien, erfährt der ECAS aktuell eine starke Verbreitung im klinischen Alltag und in Studien.